Flüchtlingshilfe durch „Expressive Sandarbeit“ in Stuttgart
Das C. G. Jung-Institut Stuttgart hat in Kooperation mit dem CARITAS – Projekt OMID und der IAES (International Association for Expressive Sandwork) erstmals in Deutschland ein Projekt auf Grundlage der Methode der Expressiven Sandarbeit®* im September bis Dezember 2016 verwirklicht.
Unter stabilen und schützenden Bedingungen wurde 12 Flüchtlingskindern zwischen 6 und 12 Jahren in 12 wöchentlichen Gruppensitzungen die Möglichkeit gegeben, ihre traumatischen Erfahrungen und Erlebnisse zu verarbeiten. Jedem Kind stand ein Sandkasten zur Verfügung. Zusätzlich befand sich an jedem Sandkasten ein Begleiter, der wortlos, aber mit hohem emotionalem Engagement das Tun des Kindes liebevoll und bezogen beobachtete. (Die Sitzungen umfassten 50 Minuten)
Zusätzlich gab es zwei bis drei Gruppenbeobachter, die den gesamthaften Gruppenprozess wahrnahmen und mit getragen haben. Das Geschehen erforderte seitens der Begleiter und Beobachter kontinuierliche Intervision in Kleingruppen sowie eine intensive Nacharbeit
Die Begleiter sind nach den IAES Richtlinien engagierte Laien, die theoretisch und über eine Selbsterfahrung geschult wurden. Das Team unter der Leitung von Susanne Wagner, Gabriele Mendetzki-Mack, Gabriele von Maltzahn und Christiane Lutz setzte sich aus Ausbildungskandidaten und Mitarbeitern des C. G. Jung-Instituts Stuttgart und Studierenden der IB Hochschule zusammen. Die Gesamte Arbeit wurde ehrenamtlich geleistet. „Es ist beeindruckend mit welch intensivem Engagement sich diese jungen Leute auf ein zutiefst berührendes Geschehen einließen, das auch eigene belastende Erfahrungen aktivieren kann.“ berichtet Frau Christiane Lutz.
Frau Eva Pattis begleitete die Arbeit in Stuttgart in ihrer Funktion als IAES Trainer und wünscht sich, dass die Lernenden von heute zu Lehrenden von morgen werden. Auf diesen Weg hat sich die Gruppe bereits begeben, im April 2017 wird ein zweites Projekt beginnen.
Von den 12 Kindern, denen wir drei Monate lang wöchentliche Sandarbeit Sitzungen bieten konnten, haben wir bei 9 Kinder positive Rückmeldungen von seiten der Eltern oder Sozialarbeiter bezüglich ihres Verhaltens erhalten, ein vorpubertäres Kind ist auffälliger geworden, von zwei Kindern fehlen Rückmeldungen.” Zur Verdeutlichung einige Zitate aus den abschließenden Berichten der Betreuerinnen:
„… zu spüren, wie viel eine einzige Stunde für diese Kinder bedeuten kann und aber auch wie sehr sich das eigene Gefühl hin zu einem positiven Gemeinsamen entwickeln kann.“
„Was mich überraschte war, wieviel in dieser kurzen Zeit passierte,und wieviel Beziehung sich entwickelte, obwohl der Großteil des Austausches nonverbal geschah.“
„Ein signifikantes Moment war das Bild das ich als „ankommen“ interpretiert habe. Sie setzte den Bus auf die Schiene, der in meine Richtung zeigte.“
*Expressive Sandarbeit www.sandwork.org
ist eine kulturübergreifende, nonverbale Methode in deren Mittelpunkt die Verarbeitung von traumatischen Erfahrungen steht. Sie wendet sich an die selbstheilenden Kräfte im Kind und Heranwachsenden und verzichtet bewusst auf eine Verbalisierung. Vor diesem Hintergrund ist diese Methode eine Chance, psychotherapeutisch wirksam zu werden ohne hindernde Sprachbarrieren. In inzwischen acht Ländern wird diese Arbeit erfolgreich durchgeführt. Frau Eva Pattis Zoja, Milano, hat diese Methode auf der Basis der Analytischen Psychologie C.G. Jungs in Fortführung des Sandspiels von Margarete Lowenfeld und Dora Kalff entwickelt. Es geht darum mit Hilfe eines Sandkastens, verschiedenster Materialien und Spielfiguren ein innerseelisches Erleben zur Darstellung zu bringen.